Cinque Terre

ich liege auf warmem Stein : auf dem Dach
eines verfallenen Hauses : moosbewachsen
flach : geduckt in einen verwilderten Garten
der Pflaumenbaum : umgestürzt

am Hang überm Meer : weit oben
genug : um drüber hinweg zu blicken
faltenreiche Buchten : am Tag verschwommen
im Dunst : am Abend tauchen sie auf

aus dem Weiß : dunklere Farbschatten
Seitentäler : die noch nicht existierten
ein Dorf dazwischen geschmiegt : kaum
sichtbar : die Zikaden knarrend

fühlbar : der Weg : den die Ameisen
suchen unterm Rücken : besprühen
den Hinterkopf mit aufrührender Säure
berührungslos : das Gespräch : du

neben mir löst dich in Dunkelheit auf
Eremit bin ich : ewig bei sich
unter den Bäumen : am Rand der Straße
in den Bergen : außerhalb der Blicke

bei sich : nur bei sich

Federico Palatino
geb. 1949 in Frankfurt als Sohn eines Stempelfabrikanten geboren, der seinen Sohn zu Ehren Goethes auf den Namen „Federio“ taufen ließ – nomen est omen.

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