Kurze Kulturgeschichte einiger Völker der Erde

Am Feuer versengten sie sich

Das Fell und lernten

Aus Fackeln Spieße, aus Steinen Messer zu

Machen; wie alle – die Erfindung

Der Jagdgeographie

Ließ sie Löwen, Wölfen & Elefanten

Ebenbürtig werden. Dann

Felder, Rausch & Flucht

Ins Offene, bis hinter den Horizont:

Erfindung des Jenseits

Aus der Sprache und dem Kuss.

Kreise & Quadrate, das Labyrinth: –

Aus den Wäldern in die Steppe

Und wieder zurück; ewige Erinnerungen -:

„Das Pferd furzt (laut). Die (Groß-)

Katze kotzt den Frühling.“ – „Das Schaf mäht die Aue ab.“ – Wie

Die alten Römer. Und alle scharf auf Cleopatra. Wie

Der Sonnenwagen den Himmel durch-

Pflügt und den nächtlichen

Acker der Sterne umwirft.

Und der Mond schwimmt am Grunde

Des Sees, geopferte

Sonnenscheibe.

Das Rad mit dem Dolch.

Mund mit Lippen.

Alle Finger sind gleich, außer zwei.

Die gehören zusammen

Wie Augen.

Ohren.

Alles fließt, alles ist eins.

Der Mensch & sein Kind,

Das Kind & sein Stern.

Aus den Kornaugen der Pferde

Kommt nichts als der Blick

Wenn sie alles Blend-

Werk zum Teufel jagen

Mit der Stimme im Nacken,

Zaumzeug all-der

Menschlichen Fahrzeuge,

Es war einmal die Sprache Zaum.

chlebnikov
geb. 1968 in Belaja Poljana (Rußland); seit 1990 in Deutschland ansässig; lebte und arbeitete in Chemnitz, Berlin, Warschau, Paris, Torgau, Leipzig, Odessa und Frankfurt am Main.

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