Lejafeld

Es dampft von den Steinen. Heute, am Sonnabend, haben die Anwohner Wischwasser über das Pflaster in den Rinnstein gekippt. Ich bin um viertel sechs aufgestanden. Habe gepackt. Und die Sonne knallt. Ich kann gar nicht richtig sehen. R., gib mir mal die Sonnenbrille aus dem Auto. Aber lass die anderen Sachen drin. Ich muss erstmal schnaufen. Die plötzliche Hitze. Das Thermometer zu Hause ging ruckartig hoch. Ich hab draufgeklopft. Schon morgens die Fliegen an der Fensterscheibe. Ich ran mit dem Toilettenpapier und die Biester vernichtet. Oben im zweiten Stock wohnt sie. Da müssen wir rauf. Schwer pusten müssen wir. R., gib mir mal meine Tasche. Nein, nicht die mit den Flaschen. Ja, den Kaffee. Lass doch noch was in der Kanne drin. Sitz nicht so im Auto rum. Kannst auch schon mal was rausholen. Das ganze Papier muss da rauf. Wo sie nur bleibt. Ich klingle jetzt irgendwo. Da kommt jemand aus der Tür. Ein Lederkoffer, aber jünger als wir. Guten Tag, sind Sie Herr S.? Wir warten auf unsere Tochter. Sie hat viel von Ihnen erzählt. Ihre Musik. Dass Sie Wagner mögen. Und ihn am Abend, nach elf, aufdrehen. Ja, sie hat gute Ohren und ein gesundes Trommelfell. Sonst könnte sie diesen Job gar nicht machen. Ja, wir wollen rein. R., komm her. Vielen Dank. Mädchen, sage ich später zur ihr, dein Nachbar sieht ja aus wie Karl Lejafeld.

7 Kommentare

  1. Ich nehme an, dass dies ein literarisches Rätsel zum Advent ist: Ich habs! Ihre Frau Mutter kam zum Stollenessen, gelle?

    Kerze an, Plätzchen raus! Das ist ein Befehl.

  2. Och – wie langweilig! Früher hab ich immer die Türchen vorsichtig perforiert und die ganze Schokolade bis zum Nikolaus aufgegessen. Wozu die Heimlichtuerei, dacht ich mir, spätestens nach dem 4. Türchen ist’s keine Überraschung mehr.

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