A merman83 I should turn to be (when I’m 64)

„Das ist irgendwie alles ganz durchschnittlich“, grunzte der Lektor.
„Und überhaupt – es passt nicht in diese Zeit.
Heute ist, was zieht, schneller, lauter, greller, kühler.
Heute weiss der Leser, dass es keine Hoffnung mehr gibt,
er lacht also mit dem Tod, nicht über ihn.“
Löwenthal erblasste. Seine Traktate über das Prädikat des Rätselhaften,
die heimliche, befreiende, egalitäre Bürgerlichkeit des Mystizismus,
unfassbar sphärenhohe Singsangbläue
nichts als Allerweltsgesäusel von vorgestern?
Und überhaupt: warum mit dem Tod lachen,
wenn er dieser Tage geruch- geschmack- und fleischlos daherkam und doch so konkret am Arsch?
Wo blieb das Ungefähre, das Vielversprechende,  das Sehnsuchtsvolle –
erbarmungslose Sinnerhöhung, Verklärung als entzückende Katharsis,
ja, ehrfurchtsvoll Gerauntes als friedensstiftender Widerhall des Unaussprechlichen,
Heiligkeit als Metapher für die Fähigkeit inmitten -trotz!- aller Entfremdung (noch) lieben zu wollen – !! Hoffen-denken-sühnen-lehren—
Die Zerzeitigungen verhießen nichts Gutes:
„Mystischer Anarchismus: Von Rating-Agenturen auf Schrottniveau herabgestuft“,
„Hedonistische Internationale: Heftige Flügelkämpfe, Spaltung wahrscheinlich“.
Löwenthal war niedergeschlagen, heftige Zuckungen durchliefen  seinen
verkrampften Astralkörper.
Plötzlich, erst langsam, dann aber immer schneller, bewegte er sich, hüpfte, nein es war als flösse er die Gösse hinab.

Sein weiterer Werdegang ist kurz zu fassen: Nach dem Erwerb eines Ipads meldete er sich bei Facebook, Twitter und Instagram an, trat der Merkel-Gedenk-Union bei, drehte ein hinterhältig-subliminales Video über die Segnungen der kohl’schen geistig-moralischen Wende, das er bei „yodude“ hochlud, nahm einen Beraterposten einer hippen, transatlantischen Panzerdenke an, heiratete unter Hypnose eine transgender AI (#dududu) und starb endlich, durchaus glücklich, während einer Puppenspiel-Aufführung von Gogols „Aufzeichnungen eines Wahnsinnigen“ mit einem Glas Victory-Gin in der Hand.

Donut

Faron Bebt
schreibt Geschichten mit bunten Botschaften und einem hartem Kern. Immer etwas dogmatisch, aus der Zeit gefallen, verstörend verträumt - wie letzte, angemalte Großstadtbunker --Farbbeton.

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