Evolutionärer Leinenzwang

Zwei Hunde zanken sich um Knochen.

Der eine Hund trägt einen Maulkorb,

sein Bellen hallt gedämpft.

Ein Pekinese schaut aufmerksam dabei zu

und pisst, spitzbübisch in Gedanken versunken,

seinem Halter unauffällig auf die Schuh.

Die schwachen Knochen tanzen unter den Pfoten gespenstisch

und brechen zum Teil, frisches Mark liegt frei,

der Pekinese leckt in geradezu affenartiger Geschwindigkeit daran.

Le chien vieux avec la muselière: groß und hager,

narbbesäht und verzweifelt entschlossen.

Ein Windhund mit Flatulenz. Fast entrückt, wie

aus einem Roman Jack Londons entsprungen.

Sein Kontrahent: eine Dogge, bullig und fett,

sabbernd und gierig, skrupellos und stolz,

Monstrum und doch ganz Menschenkind dabei.

Wie eine Katze kämpft der Windhund, wie ein Eber die Dogge,

der Pekinese schaut noch immer zu und leckt am Mark wie ein Ameisenbär.

Der rüstige Halter hat für heut genug, die Geschäfte sind erledigt,

er pfeift kurz und artig trotten die drei -bis morgen- heim,

ins glatt gemauerte Haus mit verziertem Giebel.

Nachts schleicht ein geisterhaftes Flüstern um:

spielt weiter vor, habt nur Geduld.

 

Faron Bebt
schreibt Geschichten mit bunten Botschaften und einem hartem Kern. Immer etwas dogmatisch, aus der Zeit gefallen, verstörend verträumt - wie letzte, angemalte Großstadtbunker --Farbbeton.

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