Vergessengeglaubte : Schlünde

Der Herbst fängt sachte an : die Wärme
Wächst noch Tag um Tag : die Nächte nur
Sind kälter : pastellfarben schmücken sich

Häuser mit Blättern : halb verfallen
Sind Mauern und Bäume : halb sind sie
Frisch gestrichen : der Absturz kommt

Das ungewohnte Wecken : Polizisten
Brechen durch die Tür : umringen
Das einsame Schlafzimmerbett : stöbern

Nach Tabletten : Messern : noch ist es
Nicht zu spät : noch grünt das Gras
Noch schwebe ich : noch torkle ich

Verloren ist die Kraft : gewonnen hat
Die Ohnmacht : du schreist mir ins Ohr
Wir foltern uns am Telefon : der nächste

Steht schon Schlange : kraftloses
Flittchen : du : hast den Dreh raus
Uns einzuäschern : meine Reinwaschung

Versagt : ich gebe auf und kehre herbstens
Zurück ins Vergessengeglaubte : Schlünde
Der Kindheit : zum Absturz ist es nie zu spät

Theodor Holz
geb. in Dresden im Herbst 1989, hab die Wendewirren mit der Muttermilch aufgesogen, Pflastersteine wurden aus dem Bahnhofsvorplatz gerissen und flogen knapp an meinem Kinderwagen vorbei, meine Mutter konnte ihren Beruf als Jungpionierleiterin auf dem Albrechtsberg nicht mehr ausüben, sie nahm an einer Umschulung zur Altenpflegerin teil, während ich brav die Kreuzschule besuchte.

Ein Kommentar

  1. Die als Unkräuter bezeichneten Wildkräuter haben eine Eigenschaft, die den Gärtner erschaudern lässt und bei denen einem der harmlos klingende Begriff Wildkraut einfach nicht über die Lippen kommen will: Die Pflanzen sind scheinbar unverwüstlich, machen sich mit Samen oder unterirdischen Ausläufern überall breit und überstehen Jäten, Kälte und Hitzeperioden wie Stehaufmännchen.

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