Amuse-Bouche

Prof. Dr. O. holte sich ein Schinkensandwich vom kalten Büffett. Hier und da grinsten erblasste Gürkchen aus den Weißbrotreihen. Prof. Dr. O. kaute Radieschen. Kalte Platte, Amüse-Bouche. Auch als Mundfreude bekannt. Ein scharfer Saft lief in seine Mundtaschen. Das Arbeiten der Zähne und das sich in den Ohren verbreitende Knirschgeräusch übertünchte die Worte seiner Tischnachbarin. „… ausgezogen… nie mit dem Zug gereist…, sehen … Herr Ober… nicht…“ Wie Syrup quollen Walzerklänge über das Parkett. Oh wie so trügerisch… Prof. Dr. O. kaute aus, wanderte mit seinem Teller zum Fisch-Ouvert. Silbern funkelnde und mausetote Sardellen, angeordnet zu einem Stern, warteten auf den Verzehr. Daneben Möhrengeschnetzeltes, Salatsorten von glatt bis gezackt, vom Grün eines verblichenen Lampenschirmes oder der Färbung einer saftigen Kuhweide. Weißkohl regte die Haufrau offenbar zu neuen Schnitztechniken an. Prof. Dr. O., sonst ein Mann der praktischen Intelligenz, tendierte heute Abend zur Weinerlichkeit. Der Walzersyrup, der nur zum Teil gehörte Smalltalk, die Arie von den Weiberherzen. Die Ordnung der heutigen Mahlzeit war für Prof. Dr. O. ein Appetithäppchen. Er würde den ganzen Literaturblog unbenennen. Kalte Platte. Bestehend aus lauter Amuse-Bouche.

2 Kommentare

  1. Reckt die Arme hoch … wie das schon wieder klingt … Langsam hob sich das Gitter. Unter dem Freiraum, der entstand, wurde eine Scheibe schöner brauner Toast durch geschoben. Damit Sie wissen, was hier richtig gut schmeckt.

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