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Die Rosen dufteten betörend an diesem frühen Sommerabend. Die drei Freunde beschlossem, ja was, es spielt eigentlich gar keine Rolle. Selten genug ist ein dritter Satz bereits so festgelegt, dass alle weiteren Worte auf den blauen Sack am Ende des Textes zusteuern müssen – ob sie nun wollen oder nicht.
Was also sagt mir dieser Duft, kann er uns überhaupt etwas sagen, es wäre eine Aussage über die Vergangenheit von derjenigen Art, wie. Eine Anzeige in der Zeitung. Texte kann man lesen, man kann sie schreiben oder aufgeben. Eine Flaschenpost – oder ein Päckchen unbekannten Inhalts?
Gefährlich, gefährlich wispert es in den Neuronen. Wo sonst, fragt sich der Mensch der Zukunft. In der Gegenwart ist jeder Text bereits ein Rechenschaftsbericht des Wortkünstlers an seine, vielleicht auch nicht seine Mitmenschen.
Mit dem vierten Absatz beginnt etwas Neues. Lassen wir den Text mit seinem zweiten Satz anfangen … es spielt eigentlich gar keine Rolle. Das Problem ist also nicht das Ende, es ist immer der Anfang.
Oder liegt es im Eigentlichen? Die zum Jargon verkommene Sprache ist leider kein Körper, den man begraben könnte wie einen toten Hund. Sie wehrt sich gegen denjenigen, der sie benutzt. Es ist der Weg zur Mülldeponie
und drei Freunde beschlossen … nichts, vierbeinig wie sie damals noch waren. Der Dreibeiner hatte noch nicht das Licht der Welt erblickt. Aber die Rosen dufteten bereits wie.
Ja, es spielt doch eine Rolle. Könnte gut sein, dass sie stinken. Der Mensch der Zukunft liest seinen Text und denkt nicht. Denkt nicht was zu denken vorgegeben in den Rosen, Säcken oder sonstigen Worten.

J. W. Rosch
geb. 1967 in Charkiv, lebt in Frankfurt am Main. Gedichte, Prosa, Roman. Bisher bei LLV erschienen: Jokhang-Kreisel. Gedichte und kurze Prosa mit Zeichnungen von Anna H. Frauendorf (2003), Goðan Daginn. Gedichte. Mit Radierungen von Mechthild Mansel (2010).

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