Chorin (6)

Die Landschaft

Abgetaut alles Eis, nur im Winter
manchmal
materialisiert sich die Erinnerung.

Parsteinwerder schiebt
seine Zunge in den See
wie ein junges Mädchen ihren Geliebten küsst.

Vor der Endmoräne
angestaut
stilles Wasser, tief.

Deine Wimpern, die Bäume
hängen
kopfunter in den Himmel –

Ostern ereignet
sich
im Schilf. Flöte & Oboe,

im Schlaf. Diese
Landschaft:
ein einziges Fallen.

Fallen sich Menschen
in die Arme, fällt
dir niemand in den Rücken.

Geboren in Herzsprung, von Serwest
her
knackt es im Gebälk des Kirchturms.

Der südliche Wald
fast noch
ein Park.

Hier ließ man
die Fische wandern,
hieß sie springen bergauf.

Nach hundert Jahren
dann
hatte die Wasserscheide sich verschoben.

All die Erinnerung
zu rekonstruieren, Eis taut
bis an die granitene Pforte &

Steine sprechen. Steine
sprechen nicht – mehr, mehr!

J. W. Rosch
geb. 1967 in Charkiv, lebt in Frankfurt am Main. Gedichte, Prosa, Roman. Bisher bei LLV erschienen: Jokhang-Kreisel. Gedichte und kurze Prosa mit Zeichnungen von Anna H. Frauendorf (2003), Goðan Daginn. Gedichte. Mit Radierungen von Mechthild Mansel (2010).

7 Kommentare

  1. Sehr geehrter Herr Rosch.
    Wie schaffen Sie das? Haben Sie das alles auf Halde und servieren uns so die Zeilen, Fragen und Gedanken in regelmäßigen Abständen? Ach, was sag ich, servieren…? Sie hauen es uns um die Ohren, Sie knallen es uns vor den Latz – und lachen sich dabei ins Fäustchen?
    Wie dem auch so, nun lösen Sie das Rätsel um Chorin auf, ich kann es gar nicht erwarten! Und bringen Sie noch mehr von solchen Sätzen wie „Diese Landschaft – ein einziges Fallen“. Herrlich!
    Mit besten Grüßen,
    D.L.F.

  2. Der Text ist eine reichlich geistlose Aufzählung von dem, was im Informationsheft steht (man kann das dort kaufen) und das Besucher in die Hände kriegen. Lyrik kann ich in dem Gedicht nicht entdecken, da wird brav erwähnt, was der Autor so herausgelesen hat und für mitteilenswert hält. Wirklich eigene Gedanken zu Landschaft und Leuten fehlen gänzlich. Sie aber erst machen ein Gedicht aus. Welcher Leser empfindet zum Beispiel folgende Strophe als lyrisch:
    „Nach hundert Jahren/dann/hatte die Wasserscheide sich verschoben“ Oder:
    „Hier ließ man/die Fische wandern/ hieß sie springen bergauf“. Oder dies: „Fallen sich Menschen/in die Arme, fällt/dir niemand in den Rücken“ Oder: „Abgetaut alles Eis, nur im Winter/manchmal/materialisiert sich die Erinnerung“??? Tut mir leid, hier ist mehr Wollen als Können am Werk gewesen.

    W. Rosch, der Fleiß ist ja bemerkenswert, mit dem Sie ans Werk gehen, dafür kriegen Sie von mir auch ein Bienchen, eines für das, was da am Ende des Fleißes rauskommt, kann ich es beim besten Willen nicht verteilen.

    Gruß, Antigone

  3. Rapunzel, Herzelchen, warum sollte ich Geheimnisse verraten? Fällt mir doch gar nicht ein. Macht dich selbst schlau, du verkanntes Genie.
    Aber nebenbei gesagt: Dieses Forum dient offensichtlich wohl nur der Pflege von Eitelkeiten, sonst hättest du derartigen Schwachsinn nicht verzapft.

    Gruß, Antigone

  4. Antigone, bitte mäßigen Sie sich! Ansonsten werde ich Ihren unverschämten Kommentar dem Admin melden müssen zwecks Löschung. Und bitte befleißigen Sie sich der Höflichkeitsform „Sie“. Soviel Anstand kann man wohl gerade hier erwarten!

  5. Letzte Nacht begegnete mir im Traum wieder Vater. Er trat in das handtuchlange Zimmer. Ich sortierte gerade die Stifte, Lippenstifte, Tontiegel. Wie immer, in diesem Traum. Er sagte, mach dir keine Sorgen, ich habe immer noch ein sonniges Gemüt.

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