Gestern Abend wurde am Kernforschungsinstitut CERN bei Genf der weltgrößte Beschleuniger im zweiten Anlauf in Betrieb genommen. Der erste Durchlauf war im vergangenen Sommer nach 9 Tagen abgebrochen worden, als ein Kabel in einem Verbindungsschacht fast einen Brand verursachte. In der 27 km langen, unterirdischen Röhre kreisen die von Forschern systematisch vereinzelten Elementarteilchen um ein unsichtbares Zentrum. Solche Teilchen werden mit ihrem Verhalten die Bedingungen simulieren, aus denen der gegenwärtige Kosmos hervorgegangen sein soll. Umstritten ist in der interessierten Öffentlichkeit nach wie vor, ob die Entstehung eines neuen Universums im Ergebnis der experimentellen Extrembedingungen ausgeschlossen werden kann. Kritiker halten den Anhängern des Schreckensszenarios entgegen, dass auch zwei Weltkriege in den vergangenen hundert Jahren nicht vermocht hätten, die Lebensbedingungen der Menschheit grundlegend zu ändern.
Einwohner von Genf stehen dem Ereignis interessiert oder skeptisch gegenüber. Hinter einem Imbissstand in der Nähe des Marktplatzes brach gegen Mitternacht ein Feuer aus, das nach einigen Stunden von selbst verlöschte und keinen Schaden anrichtete.
Auf dem Flughafen von Prag gab es am gestrigen Abend einen Brand in der Flugleitzentrale. Die anstehenden Flüge nach Berlin, Dresden und Karlsbad wurden kurzfristig abgesagt. Etwa hundert Reisende mussten in einem Notquartier untergebracht werden. Da sich einige Reisende spontan bereit erklärten, die knappen Schlafplätze zu teilen, konnte eine drohende Überbelegung des Flughafenhotels unbürokratisch abgewendet werden. Die EU-Richtlinien zur Vermietung von Einzelzimmern schließen Doppelbelegungen kategorisch aus. Ob diese Regelung auch Notfälle umfasst, ist unter Brüsseler Experten nach wie vor umstritten.
In Sankt Peterburg versammelte sich am Morgen eine Menschenmenge, um des vor über 67 Jahren verstorbenen Dichters Daniil Charms zu gedenken. Am Rande der Feierlichkeiten kam es zu einem Unfall, bei dem drei Frauen mittleren Alters aus den Fenstern eines fünfstöckigen Wohnhauses stürzten. Laut Zeugenaussagen waren dem Unfall Gezeter, das Hissen zweier Bettlaken sowie der Versuch vorausgegangen, sich in zwanzig Metern Höhe über drei Hauseingänge hinweg zu verständigen. Ein Passant kommentierte den Vorfall mit den Worten, die Geschichte wiederhole sich. In der heutigen Nachmittagsausgabe eines lokalen Nachrichtensenders widersprach der Moderator völlig überraschend einem örtlichen Regierungsbeamten, der behauptet hatte, der tragische Vorfall sei Ausdruck des für Russland ganz normalen Chaos‘.