All diese Sommer

Wohin sind die
Gleißenden Tage der Sommer,
Als wir bedenkenlos durch die
Grünen Himmel der Wälder liefen.
So leicht war’s ums Herz.

Göttergleich
Warfen wir uns in die Tage,
Gesang und Wein Anfang und Ende.
Doch kurz die Nächte des Juni,
kurz die Sommer.

Nun der kahle Herbst,
Grau drückt der Himmel auf die Dächer.
Schwer zu glauben, dass in diesen
Straßen, hinter diesen Fenstern
Jemals der Sommer war.

Antigone
Weder gewesene Pionierleiterin, Mitglied des Politbüros oder gar Geliebte des Staatsratsvorsitzenden (wie hier vermutet), sondern schlichte DDR-Bürgerin, nunmehr für 18 Milliarden DM zusammen mit 17 Millionen DDR-Bürgern zwangsweise verkaufte Bürgerin des Staates BRD. Hanna Fleiss: geb. 1941, wohnhaft in Berlin, Veröffentlichungen: zwei Gedichtbände "Nachts singt die Amsel nicht" und "Zwischen Frühstück und Melancholie" sowie in zahlreichen Anthologien und im Internet.

10 Kommentare

  1. Dieser Text eignet sich fürs neuaufgelegte Poesiealbum anläßlich des 35-jährigem Klassentreffens.
    Kürzer und ohne Schmalz geht’s mit : Glück und Glas, wie leicht bricht das.

  2. Es wird immer dünner und dümmer, als man sich das vorstellen kann beim „literarischen“ (!) Quartett. Nur weiter so, wie ich schon mal schrieb: Einen schönen Menschen kann nichts entstellen.

  3. „Die Wette wär ich eingegangen, dass dieser Sommer bliebe!“ Und die Wette gehe ich auch ein, dass dieses Gedicht nicht bleiben wird. Das mit dem Poesiealbum (s.o.) passt schon. Die Antwort darauf auch, ins Bild!

  4. Lieber Werner,

    ich habe noch nie ein Gedicht geschrieben, von dem ich annahm, es werde irgendwo „bleiben“, quasi als Erinnerung an mein Erdendasein. Deshalb stört es mich überhaupt nicht, wenn es eben nicht bleiben würde, wobei es mich am Tage X bestimmt nicht im mindesten interessieren würde. Ich lach mich immer halbkrank, wenn irgendso ein verträumter Zeilenschinder sich wünscht, „es werde etwas von ihm bleiben“, wenn er sich ein paar Zeilchen abgequält hat. Jaja, die Eitelkeit. Auch du nicht davon frei, du Ärmster.

    Aber mal zum Gedicht: Was stört dich – das Thema an sich oder die Behandlung des Themas? So viel musst du schon offenbaren, weshalb du dem Gedicht das Etikett „Poesiealbum“ aufklebst. Das gehört anständigerweise dazu. Als Etikett kann ich damit nichts anfangen. Und dir geht es doch darum, meine Schreibe zu verbessern, gelle?

    Danke also für deinen (wenn auch unvollständigen) Kommentar.

    Lieben Gruß, Antigone

  5. „…es kann die Spur meiner Erdetagen/ nicht in Äonen untergehen“, läßt der eitle Goethe, ein Zeilenschinder vor dem Herrn, genial noch dazu, dem nicht minder eitlen Faust sagen.
    Beide überlebten ihren Tag X, begeistern oder quälen bis heute. Nun gut, Goethe hat etwas mehr geschrieben als nur ein paar Zeilchen. Es gibt aber durchaus jene, die mit nur einem Lied, einem Vers oder einem Buch (aus wieviel Zeilen bzw. Druckzeichen auch immer bestehend) eingehen statt untergehen. In die Äonen. Ein Äon, zwei oder mehrere. Die glücklichen, die.
    Es trete der vor, der ganz uneitel sagt, ihn fechte das nicht an. Er schreibe gern uneigennützig, ist gern für sich und von jeglichen Eitelkeiten frei.

    Um es kurz zu machen:
    Red‘ nicht so einfach daher, Antigone. Schon allein das Einstellen hier in dies Blog hat was mit Eitelkeit zu tun. Und du bist eben nicht frei davon. Hoffst wie viele hier auf Kommentare (sonst würdest du ja die Kommentartaste deaktivieren). Hoffierst die guten, schmähst die schlechten. So wie alle. Du bist nicht allein. Das ist doch beruhigend…

  6. Liebe Rapunzel,

    du wirst es vielleicht nicht glauben, ich schreibe aus lauter Langeweile Gedichte, weil das Fernsehprogramm so langweilig ist und ich mein Bücher zum Großteil alle schon mehrmals gelesen habe. Natürlich ist es unergiebig, wenn man Gedichte aufschreibt, ohne dass jemand mal reinsieht. Es ist schlicht reizlos, außerdem hält das Schreiben das Hirn auf Trab, sollte es jedenfalls. Irgendwelche Hintergedanken bezüglich der Ewigkeit, die du behauptest, habe ich bei mir allen Ernstes noch nicht festgestellt. Ich habe zwei Gedichtbände meinen Söhnen zuliebe veröffentlicht, die meine Gedichte mal gedruckt sehen sollten, warum sollte ich ihnen den Gefallen auch nicht getan haben. Ich selbst lege darauf überhaupt keinen Wert. Ist doch nicht mehr als bedrucktes Papier.
    Du wirst mir das nicht abnehmen bei deiner Geschäftigkeit, hast sicher Großes im Hinterkopf und kannst dir nicht vorstellen, dass andere Leute ganz anders rangehen als du selbst.

    Vorher habe ich Prosa geschrieben, das dauerte wenigstens seine Zeit, bis ich eine Geschichte so weit hatte, dass auch mal ein anderer reinsehen konnte, aber es hat mich nicht wirklich interessiert. Ich habe ein paar Preise gewonnen, aber was soll’s. Dann aber hatte ich mein wirkliches Interesse entdeckt, nämlich die Lyrik. Mir kommt natürlich beides zustatten, sowohl meine Erfahrungen im Prosa- als auch im Lyrikschreiben, wenn ich meine Ansicht zu irgendeinem Kokolores hier druntersetze. Und du kannst dich darauf verlassen, wenn ich schreibe, irgendein Text ist unter aller Sau, dann ist er es auch. Was ich allerdings nicht tue, sondern mich auf Inhalt und handwerkliche Kriterien konzentriere.

    Was aber Goethe angeht, so lass mal die Finger von ihm. Das hat er nämlich nicht verdient, dass ausgerecht du ihm in seiner Schreiberei rumwirschtelst.
    Bisher hast du noch nichts gebracht, was auch nur in die Entfernung von Lichtjahren in seine Nähe kommt. Erwarte ich auch nicht, von niemandem, der Goethe war einmalig, leider treten seine „Kenner“ in Mückenmyriaden auf. Also wie gesagt, lass mal den Goethe den Goethe sein und ihn in Ruhe. Konzentriere dich lieber auf deine eigene Schreibe, denn wie ich das sehe, könntest du damit schon eine gewisse Zeitspanne ausfüllen. Mach dich an die Arbeit, dein Werk hat es nötig.

    Lieben Gruß, Antigone

  7. Danke für die Offenheit. Schonungslos. Bloßstellend. Ich finde es bemerkenswert, ohne eine kleine Spur von Demut und Bescheidenheit durch die Welt gehen zu können. So lebt sich sicher einfach.
    Ich grüße voller Staunen. Ungläubig. Selbstredend nur das Staunen allein.
    PS: Sie haben Familie! Ich dachtet bisher, das erdet…

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