Monolog bei Regenwetter

Wie oft hat man mich angezählt,
wenn ich nur wüsste, was mir fehlt.
Vielleicht vom Schicksal jenes Stück,
das man bezeichnet als das Glück,

das Maul zu halten, wo es passt.
Und doch, ich bleibe ein Phantast,
nichts gebe ich auf Selbstbetrug.
Die Wahrheit reicht, die ist genug.

So mancher, der ganz seltsam denkt
und sich benimmt wie ferngelenkt.
Wenn der mit Lügen glücklich wird,
bemerkt er nicht, dass er sich irrt.

Ein andrer, der aufs Schweigen setzt,
der hofft auf den Triumph zuletzt.
Gibt sich neutral, als sei er Luft,
der Kerl ist ganz schön ausgebufft.

Zwei Stühle. Zwischen ihnen ich.
Nun ja, nicht grade wonniglich,
man sitzt bloß in der Lücke drin.
Doch auch ein Sitzplatz. Immerhin.

Antigone
Weder gewesene Pionierleiterin, Mitglied des Politbüros oder gar Geliebte des Staatsratsvorsitzenden (wie hier vermutet), sondern schlichte DDR-Bürgerin, nunmehr für 18 Milliarden DM zusammen mit 17 Millionen DDR-Bürgern zwangsweise verkaufte Bürgerin des Staates BRD. Hanna Fleiss: geb. 1941, wohnhaft in Berlin, Veröffentlichungen: zwei Gedichtbände "Nachts singt die Amsel nicht" und "Zwischen Frühstück und Melancholie" sowie in zahlreichen Anthologien und im Internet.

25 Kommentare

  1. Liebe Wahrsagerin,

    Ihr Monolog scheint mir etwas grobstrichig. Die Figuren könnten mehr nach dem Leben gezeichnet sein, finde ich. Aber sehr zupackend und gut gereimt.

  2. Ach weißt du, Jens Rudolph, ich für meine Person finde meine Sicht sehr realistisch, deine höchsteigene Sicht schreib dir selber. Wäre doch schön, wenn du dich so gut mit Feinstrichtigkeit auskennst, das auch mit einem Text zu beweisen. Findest du nicht? Das wäre dann das Florett, du aber nimmst gleich den Vorschlaghammer. Nicht ganz glaubwürdig also deine Schreibe.

    Antigone

  3. Im Regen stehen…das setzt dem nachfolgenden Gejammer doch die Krone auf. So wird der Mitleidssee doch erst so richtig tief. Außerdem steht Regen gern auch für gepflegte Langeweile und aus der ist doch hier sicher das Gedicht entstanden.

  4. das regenwetter! das einzig gute am ganzen…

    ich liebe regenwetter. sommer mag ich nicht. mein sommer war beschissen, lähmend heiß, ich war zu fett… der winter wird besser.

  5. Lieber Werner,

    Sie hätten recht, diesem Text das Regenwetter nicht abzunehmen, wenn es sich beim Regenwetter nicht um eine Metapher handeln würde. Regenwetter ist so ziemlich das Mieseste, was man sich unter Wetter vorstellen kann, sofern man kein Bauer oder Kleingärtner ist. Wofür steht also die Metapher vom Regenwetter?
    Ich erwarte schon gar keine lyrische Intelligenz mehr, da haben so einige Kommentatoren ausgespielt, u. a. Sie, was soll ich Ihnen also sonst noch darauf antworten? Leider haben Sie Ihre Replik nicht als Frage formuliert, so hätte ich antworten können: Wer nicht fragt, bleibt dumm. So aber – was soll ich annehmen?

    Lieben Gruß, Antigone

  6. Hallo ich war zu fett,

    das freut mich aber enorm, dass mein Regenwetter von Ihnen an hervorragender Stelle genannt wird. Es gibt ja sonst nichts zum Text zu sagen.

    Lieben Gruß, Antigone

  7. Liebe Rapunzel,

    wenn Sie den Text aufmerksam gelesen hätten, so hätten Sie festgestellt, dass an keiner Stelle dieses Gedichts vom im Regen STEHEN gesprochen wird, sondern vom SITZEN zwischen zwei Stühlen. Ihre Behauptung trifft also nicht zu. Man liest immer das heraus, was man so gern lesen möchte, nicht wahr? Macht nichts, ich bin da ziemlich abgehärtet.

    Lieben Gruß, Antigone

  8. Liebe Antigone,
    abhärten kommt auch vom Sitzen. Das Fleisch der unteren Körperhälfte wird fest und fester, bis hin zur Schwielenstärke. Das ist wie mit den schreibenden Händen. Da Sie schon viele Literaturpreise gewonnen haben, können Sie sicher ein Lied davon singen. Teilen Sie es uns mit! Die unkundige, ach was sag ich, unfähige Community ist sicher begierig auf weitere prosaische bzw. lyrische Gesänge Ihrerseits. Betrachten Sie uns wie Ihre Söhne! Auch wir muntern auf: komm schon, schreib mal, hau mal einen raus, zeig die Höhe des Hammers, die Meßlatte, die einzige, die wahre.

  9. Liebe Rapunzel,

    so langsam habe ich den Eindruck, du kommst aus Hintertupfingen. Du schreibst Prosa, und zwar bisher nichts halbwegs Annehmbares, ich habe dir geschrieben, wo deine Fehler liegen, und das sauge ich mir nicht aus den Fingern, sondern es gibt für solche Geschichtchen, die du schreibst, so etwas wie eine handwerkliche Richtschnur. Es gibt sehr viel Literatur darüber, wie man gekonnt eine Erzählung, eine Kurzgeschichte oder einen Roman schreiben muss, damit er beim Leser „ankommt“. Es kann doch nicht so schwer sein, sie sich anzueignen, damit du lesbare Texte schreibst, oder? Allerdings kostet das tatsächlich etwas Interesse, Zeit und Mühe und viel Experimentieren, bis du das in den Griff kriegst. Nicht so dein Fall? Lass deine Dummheiten, die kommen bei mir nicht an. Und solange du hier nicht einen einzigen annähernd lesbaren Text postest, so lange ist alles Geschreibsel nichts weiter als Schnickschnack. Ich lege es dir ans Herz: Wenn du wirklich schreiben willst, und das Wollen ist ja vorhanden, dann musst du dich um das Handwerk des Schreibens bemühen. Und wenn deine Geschichte gut ist, werde ich es dir schreiben.

    Liebe Grüße, Antigone

  10. Schallendes Gelächter! Ich gebe zu, anfangs habe ich mich gewundert und auch geärgert über Ihre Kommentare und Belehrungen. Aber nun betrachte ich es als wunderbare Belustigung des Alltags. Ich warte förmlich auf Ihre Resonanz und gewinne mittlerweile jede Wette ob der Aussage! Die ist nämlich vorhersehbar! Genial. Da sich jedoch mein Sparstrumpf und wahlweise das Süßigkeitendöschen füllen, haben meine Toyboys und -Girls neue Wettauflagen beschlossen:
    Variante a) Sie belehrt kurz und weist auf ihre literarischen Qualitäten hin.
    Variante b) Sie beleidigt kurz und knapp.
    Variante c) Sie beleidigt ausführlich.
    Variante d) Sie gibt keinen Kommentar.
    Bonuspunkt: Es folgt unverzüglich eine literarische Kostprobe.
    Ich grüße herzlich zum Nachmittag und bis bald!
    Ihre Rapunzel

  11. Variante e)es folgt eine lange Schreibschule die gleichzeitig als Beleidigung gedeutet werden könnte – vorausgesetzt, der zu Beleidigende hat Komplexe.

  12. ich habe mal eine variante geschrieben, die ist zwar wieder mist, aber ich versuchs mal und poste sie:

    dicke wolken, brauner dunst

    ganz oft hat man mich ausgelacht,
    das kam ganz plötzlich über nacht.
    ich bin ja leider viel zu dick
    ein schokopudding nenn ich glück.

    wer glaubt, dass ich ne wolke bin
    der strebt schon nach dem dunste hin.
    doch braun, das bin ich sicher nicht:
    ich bin ein sozi, das ist pflicht.

    die jutta war ein frauenzimmer
    sie war so dick wien vorschlaghimmer
    wir rannten gerne um die wette
    und kamen dabei nich zu pette.

    ich weiß, dass ich nicht dichten kann,
    doch geh ich weiter munter ran.
    denn das hier ist ne schreibwerkstatt
    da gibt es kommentare satt.

  13. „Es gibt ja sonst nichts zum Text zu sagen.“

    Also: Jetzt bemühe ich mich darum. Schritt für Schritt. Schon an der Uni hat man mir gesagt, ihre Arbeiten sind immer dann gut wenn sie nah am text bleiben.

    Vers 1: Das lyrische Ich stellt sich vor als jemand, der beklagt „oft angezählt“ worden zu sein. Noch wissen wir weder weshalb noch warum, wir erfahren nur etwas über die häufige Sequenz des Anzählens: „wie oft“, dabe handelt es sich nicht um eine Frage, sondern ein Aufstöhnen: „wie oft muss ich dir das denn noch sagen“… Kurz darauf schon die Selbstbefragung, sprich Selbsterniedrigung: nicht an den anderen liegt es, sondern an einem selber. Gleich darauf folgt die Depression. Im Titel: Regenwetter. Das lyrische Ich neigt zu Grübeln und verkürztem Denken: mir fehlt einfach nur Glück.

    Vers 2: startet mit pauken und trompeten: das maul zu halten wo es passt. das scheint nicht so der fall für das lyrische ich zu sein. aha. glück hat also etwas mit maul halten zu tun. wer es hält wird nicht oft angezählt und ist demzufolge glücklicher. nur: kein selbstbetrug? das ist ne starke behauptung. ich doch nicht! die wahrheit reicht. auch wenn andere dann sauer auf mich sind. sollen sie doch ruhig! draußen und drinnen herrscht regenwetter, alles ist egal.

    Viel mehr kommt dann auch nicht. Es bleibt seltsam abstrakt: ein gefangensein zwischen den lügen der anderen, dem eigenen selbstbetrug und dem wunsch, die wahrheit zu erkennen – doch: es herrscht regenwetter. da ist es mit dem erkennen aufgrund der eingeschränkten sicht, nicht sehr weit. wir müssen eben abwarten, bis die 3 tage depression vorbei ist.

    cheers!

  14. Ich hatte mal einen Traum. Da kaufte man seine Brille nicht bei „fielmann“ sondern bei „Fehlmann“. Und der Werbeslogan lautete: „Fehlmann – finde mer net gut.“

  15. Wie oft hab ich was angezahlt
    hab meine Brille bunt bemalt:
    Es gab sie gleich zum Nulltarif
    Da wird die Sicht erst richtig schief.

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