Ossip Mandelstam, 09.01.1937

So lächle doch, zorniges Lamm, von Raffaels Leinwand!
Die Lippen des Universums darauf sprechen schon ihren Einwand…

Im leichten Hauch der Hirtenflöte löse das Leid der Perlen auf –
Festgefressen in seiner Hülle hat sich das ozeanische Blau.

Farbe geraubter Seele in lichtloser Höhle zerrüttet,
Falten stürmischer Ruhe über den Knien verschüttet.

Auf dem Felsen härter als trockenes Brot – die Stöckchen des Waldes sacht,
Und es schwimmt von den Rändern des Himmels her eine reizend-entzückende Macht.

Zhenja
Künstlername des aus Südrußland stammenden Dichters Jewgeni Sacharow; hob unter nickname Zhenja 2007 gemeinsam mit Gesche Blume und Viktor Kalinke den literarischen Blog www.inskriptionen.de aus der Taufe. Das seit 2009 verwendete Pseudonym stand dabei zunächst Pate für eine Reihe von Versuchen, sich zugleich die Bild- und Klangsprache des 1922 verstorbenen futuristischen Dichters Viktor Vladimirovic Chlebnikov und die Ausdrucksmöglichkeiten des Deutschen als literarischer Nichtmuttersprache zu eigen zu machen. Zunehmende Vermischung eigener Sprachschöpfungsprozesse mit dem Ideenfundus des russischen Avantgardisten bis zur „non-rem-fusion“. Sacharow lebt und arbeitet seit 2008 als Garderobier und freischaffender Autor in Frankfurt am Main. Projekt der beiden in Deutschland ansässigen russischen Dichter Jewgeni Sacharow und Sascha Perow, „Brüder im Namen“. Jewgeni beschäftigt sich seit 1990 mit Drama in - wie er es nennt - Außenprojekten, ich dagegen (Perow) versuche mich gelegentlich an Übersetzungen aus dem Russischen; mein Ziel: Erschaffung eines neuen Dialekts der Weltpoesie, der „Sternensprache“. Wichtig war für unser Inskriptionen-Doppelleben die Begegnung mit der deutschen Dichterin Hanna Fleiss im Winter 2012 in Berlin.

2 Kommentare

  1. Nadeschda Mandelstam, Erinnerungen:

    Zu Beginn des Jahres 1937, O.M. hatte gerade sein Gedicht „Lächle, aufgebrachtes Lamm“ fertiggestellt und niedergeschrieben, tauchte ein junger Mann bei uns auf, noch vollkommen grün hinter den Ohren, setzte sich und erklärte, „Schriftsteller müssen mit ihren Lesern zusammenarbeiten“.

    (deutsch: Ursula Keller)

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