Die unappetitlichen Lügengeschichten des Herrn Kreon

Teil II

Sexueller Missbrauch in DDR-Jugendheimen

Quelle: ZEIT ONLINE, Matthias Schlegel

Immer durchzuckt sie diese Angst, wenn der Erzieher in den Gruppenraum tritt, in barschem Ton ihren Namen ruft und den militärischen Befehl hinzufügt: „Raustreten“. Heidemarie ist 16 Jahre alt. Sie wird in eine der Arrestzellen geführt. Sie weiß, was kommen wird, aber sie hat keine Chance, sich dagegen zu wehren. Sie ist hier im Geschlossenen Jugendwerkhof in Torgau an der Elbe gelandet, weil sie immer wieder versucht hat, aus der Hölle ihres Kinderheimes im mecklenburgischen Waren an der Müritz auszubrechen. Nun ist sie an der Endstation des Erziehungssystems der DDR angelangt. Ohne ein Gerichtsverfahren, ohne ein Urteil, fremdbestimmt vom Willen der staatlichen „Jugendhilfe“. 

Langsam und mit leiser Stimme spricht die heute 52-jährige Heidemarie Puls das Unvorstellbare aus. Aber es kommt ohne Stocken, ohne Unterlass aus ihr heraus, so als hätte sie es hunderte Male in ihrem Innern formuliert, ohne dass es sich jemals zuvor Bahn brechen konnte. „Der Erzieher hat gesagt, was ich machen soll. Ich habe es gemacht.“ Denn an diesem Ort ist sie eine Rechtlose, der Willkür der Erzieher ausgeliefert. Manchmal will Herr K. Geschlechtsverkehr. …Danach habe ich meistens ein paar Schläge mit dem Stock gekriegt, damit ich schreie und die anderen in der Gruppe annehmen, ich sei bestraft worden, weil ich gegen irgendeine Regel verstoßen hätte.“

Fünf unendliche Monate muss Heidemarie Mitte der 70er Jahre in Torgau ausharren. Zehn bis zwölf Mal, so erinnert sie sich, habe sie diesen Missbrauch über sich ergehen lassen müssen. Neben Herrn K. vergeht sich auch ein zweiter Erzieher an ihr. Da auch ein zweites Mädchen aus ihrer Gruppe mehrmals, auch nachts, herausgerufen wird, nimmt sie an, dass es ein ähnliches Schicksal erlitt. Gesprochen haben sie darüber nie. Aus Scham, aus Angst, und weil ihnen sowieso niemand geglaubt hätte.

Heidemarie Puls hat ihre Vergangenheit schon intensiv aufgearbeitet. Sie war 15 Jahre lang in therapeutischer Behandlung und hat ein Buch geschrieben über ihre traumatischen Erlebnisse in Torgau, diese brutale Umerziehungsanstalt für junge Menschen, die nicht ins Bild des sozialistischen Staates passten. Sie hat über körperlichen Drill, psychische Repressalien und Zustände geschrieben, die schlimmer waren als im üblichen DDR-Knast. Neuerdings führt sie auch Besuchergruppen durch den Ort des Schreckens, der seit 1998 Gedenkstätte ist. Doch über diese eine Sache hat sie nie so detailliert reden können. Erst als in jüngster Zeit in den Medien bundesweit das Thema des sexuellen Missbrauchs an Kindern in Schulen und Internaten aufgegriffen, als – wenn auch aus ganz anderer Richtung – Licht in eines der dunkelsten Kapitel des Umgangs mit Schutzbefohlenen geworfen wurde, konnte auch Heidemarie Puls die verdrängte Wahrheit ans Tageslicht holen.

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Achtung! Schüttel- und Ekelgefahr!

 

Kreon
geboren 1968 im deutschen Mittelgebirge Berufsausbildung Zirkel Schreibende Arbeiter lange arbeitslos Rentner (Frührentner) Familie, Kinder, Enkelkinder

6 Kommentare

  1. Ja, es gibt das Recht des Autors auf Unbildung, sowohl literarische als auch politische. Dies demonstriert der Autor Kreon hier in voller Schönheit. Ich will dem nichts entgegnen, er soll tun, was er nicht lassen kann, weder in seiner literarischen als auch politischen Unbildung. Mit welchen Zeitzeugen er dies belegen will, liegt in des Autors Ermessen, lässt aber einige Rückschlüsse auf seine persönliche Verfasstheit zu. Die Gefahr, dass sich der Autor dabei übernimmt, ist immens. Wie zu beweisen war. Autor Kreon wird sich von mir nicht widerlegt fühlen. Künstler, und als solcher sieht er sich offensichtlich, haben nie ein Ohr für Kritik, Urteile beeinflussen Sie nicht. Dieses Recht sei ihnen vergönnt. Sie haben ihre eigene Sicht auf ihr Werk, das ist die einzige Sicht, die sie akzeptieren. Und die ihre Kritiker ebenfalls akzeptieren müssen, wollen sie nicht aus einem schlechten Gedicht eines wegen des Skandals vielgefragten machen. Der Weg vom Mitglied eines sozialistischen Zirkels schreibender Arbeiter zum Apologeten des Hasses gegen frühere Überzeugungen scheint ein kurzer zu sein, und der Autor Kreon mag sich heute vermutlich einiger seiner damals verfassten Werke schämen. Etwas aber entschädigt ihn für diese Scham: Wieder einmal ist er wie damals im Zirkel schreibender Arbeiter mit seiner Obrigkeit einer Meinung.

  2. Ach Antigone… was hat dich nur so verhärtet? An deinem Tische möchte ich nicht sitzen, meine Gedanken nicht mit dir teilen. Nur diesen hier, den einen. Und dann nimmermehr.

    Es grüßen:

    Rapunzel
    Soundroom
    und
    Kreon, der schreibende Arbeiter…

  3. das problem ist, dass hier ein artikel aus der zeitung „kritiklos“, d.h. ohne fußnoten kopiert und eingestellt wird. und das kann einem schon zum verhängnis werden, denn das verfahren muss es sich gefallen lassen, nicht wissenschaftlich genannt zu werden. damit macht man sich angreifbar. auch die „zeit“ schreibt sicherlich munter bei anderen blättern ab.

  4. Wo ist da ein „Problem“? Der Quelle steht, der Autor auch. Nicht als Fußnote, sondern gleich ganz weit oben für alle sichtbar. Punkt.
    Was glaubwürdig ode nicht ist, entscheidet am Ende eh der Leser nach Coleur. Da kann letztlich jede/r schalten und walten, wie sie/er will. Wers nicht glauben mag, der glaubt auch nicht. Egal, ob statistisch unterlegt.
    Das Problem hierbei aber ist, dass man sich elegant aus der politische Fallschlinge ziehen möchte. Wir nehmen dazu das luftige Deckmäntelchen der Literatur. Neumodisch auch Onesie genannt. Die gibt es übrigens auch als Affenkostüm…
    Übrigens (Satire): Das mit den Juden soll auch gar nicht so schlimm gewesen sein und die wußten irgendwann auch, das in Dtld. Tacheles gesprochen wird. Hatten ja genügend Zeit. Das mit den Schüssen an der Grenze war auch jedem bekannt. Wer sich in Gefahr begibt… und schließlich muss sich ja jeder Staat schützen! So wie Dtld. sich heute vor Flüchtlingen aus aller Welt schützen muss. Die wissen doch, dass sie bald wieder abgeschoben werden. Und das es hier gern auch mal was aufs Maul gibt.
    Fazit: Alles bekannt. Weiter machen. Weiter hören, Mithören. Weiter schreiben, mitschreiben. Und nur der eigenen Meinung trauen. Huups, woher kann ich die den nur beziehen? Vorsicht! Lügenpresse überall, sagt Antigone. (Quatsch, das sagt Pegida). Und die böse Tagesschau ist dabei ganz weit vorn!!! Keine Bildung ist auch eine Bildung. Oder dem Volke aufs Maul schauen.

    Ich sag doch, Mantel rüber und den eigenen Mief ausbrüten.

  5. antigone hat uns eins voraus: sie kann dialektik aus dem effeff. damit pariert sie alles, noch bevor es da steht. zieht euch also warm an. auch dafür kann ein mantel nützlich sein. und: wenn einem warm genug ist, neigt er auch nicht zur amnesie, wie das wort richtig heißt. voraussetzung allen denkens ist ein warmer mantel.

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