Themenfindung ist Selbsterfindung

Das Angenehme und Gute haben beide eine Beziehung auf das Begehrungsvermögen, und führen sofern, jenes ein pathologisch-bedingtes (durch Anreize, stimulos), dieses ein reines praktisches Wohlgelallen bei sich, welches nicht bloß durch die Vorstellung des Gegenstandes, sondern zugleich durch die vorgestellte Verknüpfung des Subjekts mit der Existenz desselben bestimmt wird. Nicht bloß der Gegenstand, sondern auch die Existenz desselben gefällt. Daher ist das Geschmacksurteil bloß kontemplativ, d.i. ein Urteil, welches, indifferent in Ansehung des Daseins eines Gegenstandes, nur seine Beschaffenheit mit dem Gefühl der Lust und Unlust zusammenhält. Aber diese Kontemplation selbst ist auch nicht auf Begriffe gerichtet; denn das Geschmacksurteil ist kein Erkenntnisurteil (weder ein theoretisches noch ein praktisches), und daher auch nicht auf Begriffe gegründet, oder auch auf solche abgezweckt.
Das Angenehme, das Schöne, das Gute bezeichnen also drei verschiedene Verhältnisse der Vorstellungen zum Gefühl der Lust und Unlust, in Beziehung auf welches wir Gegenstände, oder Vorstellungsarten, voneinander unterscheiden.

(…)

Geschmack ist das Beurteilungsvermögen eines Gegenstandes oder einer Vorstellungsart durch ein Wohlgefallen, oder Mißfallen, ohne alles Interesse. Der Gegenstand eines solchen Wohlgefallens heißt schön.

(Kritik der Urteilskraft, §5)

Kraba vel Jop
Inhaber einer E-mailadresse, juristische Person. Owner of Agency for Literary Promotion (alp), in den 80er Jahren zufällig Zeuge einer Festnahme im Frankfurter Stadtteil Bornheim, seitdem Mitarbeit bei Literaturprojekten (Sklaven/Sklavenaufstand, lose blätter, Zündblättchen u.ä.) ohne kommerzielles Interesse.

5 Kommentare

  1. Auf seine Werte ließ er nichts kommen. Nicht auf die körperlichen, den Blutzucker, das Cholesterin, das Fett. Nicht auf Vernunft und Bedenken.

  2. Wenn ich den Text richtig verstehe, ist hier von der Möglichkeit des sowohl Unangenehmen als auch Schönen (Ästhetik des Hässlichen) wie auch von dessen logischem Gegenstück, dem sowohl Angenehmen wie Unschönen (Kitsch) in Komplettierung sog. konventioneller Schönheit die Rede. Was mir nicht klar wird: Kann das Schöne auch ein Ungutes sein (- ein Böses ganz gewiss, das ist nicht die Frage!) und inwiefern ist das praktisch Gelingende u.U. unschön (- nicht hässlich, sondern in der Tat „nicht schön“…)?
    Die letzte Frage beantwortet sich, wie so oft, am leichtesten. Das ist es wohl, was der oben zitierte Autor mit einer Pflicht meinte, die aus zwingenden Gründen nicht dazu taugte, „in einer Perspektive der Ewigkeit“ zur Pflicht gegenüber sich selbst zu werden. Manchmal ist man als Denkender eben, so mag es hier scheinen, schon weiter als die Menschheit mit ihrer Zeit, ihrem Raum und allem, was der Urknall angeblich noch so hervorgebracht hat.

  3. Das ist eben die Kunst am Objekt des Faktischen, könnte man sagen. Dem Schreiber sollte man erst einmal verständliches Deutsch beibringen. Aber vielleicht will er dort reüssieren, wo man sein geschwollenes Gestelze als Ergebnis tiefgründigen Nachdenkens versteht.

  4. Verständlich = Trivial
    Davon haben wir hier ja nun genug. Eine ganze Reihe belustigender Schundliteratur.
    Dank Angetigone, die aus reiner Lust am Spielen und Verarschen der hiesigen Allgemeinheit munter einstellt. Mich wundert es, dass unsere Oberlehrerin Antigone hier nicht kommentiert. Beherrscht sie nicht das Doppelspiel?

  5. Was ich mich nach all den Jahren wirklich frage, ist, wie es zugeht, dass dieses Interesse (z.B. die gefühlte Pflicht, dem Vater sein Begräbnis zukommen zu lassen gemäß den Gebräuchen der Alten…) sich verwandelt in sein Anderes, von dem das BetrachterIn sagen mag, es sei i-los.

    Wer war Antigone?

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