Schon kleben die ersten Kommentare dran

Neulich wollte ich mal ausprobieren, wie es denn wäre, wenn mein Herr Hornberg mir plötzlich auf dem Bahnhof begegnen würde. Nun, von vielem verstehe ich ja nichts. Von meinem Hornberg eigentlich auch nicht viel. Ich habe ihn erfunden, das muss genügen, gehen muss er allein – oder vielmehr: rennen. Hornberg rennt durchs Leben. Heute ist er mit einer neuen Frau zusammen, morgen geht er ins Kloster. Gestern war Ostern, heute verdient er großes Geld. Wie er das macht? Weiß ich nicht. Weiß er es denn? Wie gesagt, ich habe keine Verantwortung für das, was mein Hornberg tut. Ich bin trivial: ich erfinde. Und schon rennt er. Von ganz allein. Wahrscheinlich hat er Rhizinussöl getrunken. Oder es hängt Fliegenpapier in seiner Wohnung. Ich habe keine Ahnung. Mir geht es nur darum, dass am Text schon bald die ersten Kommentare kleben.

schwaene werden nicht gegessen
ein projekt barocker schaugeflügelkunst,

5 Kommentare

  1. „… Rhizinusöl getrunken.“ Sie setzen auf den Zufall als Gestalt gebende Kraft. Das ist das digitale Wesen der Zeit von gerade eben. Sehr stümperhaft und kleingeistig bestückt. Ein Heuhaufen mit Nadeln. Zufällig habe ich mal vor bei geschaut.Von der Genialität des Zufalls ist unser Denken immer noch zu weit entfernt, als das wir ihn erfassen könnten. Wir stochern nur herum.

  2. – Kaum Fernsehen (0 oder 1 Fernseher)
    – Schwache Glühbirnen
    – Man darf nicht viel Musik hören
    – Es gibt 1 Kassetten-Rekorder
    – Selten Kochen, meist nur Aufwärmen
    – Kaum einfrieren, da 1 sehr kleines Gefrierfach
    – viel mit der Hand waschen
    – Kaffee mit der Hand kochen (bzw. einen Porzellan-Filter verwenden)
    – Sobald der Backofen nicht mehr funktioniert, wird er nicht erneuert

  3. Sparmodul

    Selbstzensur : Häkchen

    Fremdgehen : Begriff mit Bedeutung

    „Auf das Hornberger Schießen konnten wir dieses Mal getrost verzichten.“

  4. Nach diesem zentralen Glauben, der während der Lektüre in meinem auf Findung der Wahrheit gerichteten Bestreben unaufhörlich von innen nach außen webte, kamen die Gemütszustände, die sich aus der Handlung ergaben, an welcher ich teilnahm, denn diese Nachmittage waren an dramatischen Geschehnissen reicher, als ein ganzes Menschenleben es ist. Es waren die Begebenheiten, die in dem Buche vorkamen, das ich las; zwar waren die darin auftretenden Personen nicht >wirklich<, wie Francoise sagte. Aber alle unsere Gefühle, in denen wir die Freuden und Leiden einer wirklichen Person miterleben, kommen auch nur durch ein Bild zustande, das wir uns von diesem Glück oder Mißgeschick machen; der geniale Einfall des ersten Romanschriftstellers bestand in der Entdeckung, daß, da in unserer emotionalen Späre das Bild das wesentliche Element ist, die Dinge entscheidend vereinfacht und vervollkommnet würden, wenn man die wirklichen Personen kurzerhand ausschaltete. Ein wirklicher Mensch, mögen wir noch so sehr mit ihm sympathisieren, wird von uns zum großen Teil durch die Sinne aufgenommen, das heißt, große Partien an ihm bleiben undurchsichtig für uns und bilden eine Art toter Last, mit der unser Empfindungsleben nichts anzufangen weiß. Stößt ihm ein Unglück zu, so können wir nur an einer kleinen Stelle der Gesamtvorstellung, die wir von ihm haben, davon berührt werden, ja mehr noch: auch nur in einem kleinen Teil der Gesamtvorstellung, die er von sich selber hat, wird er selbst es sein können. Die Erfindung des Romanschriftstellers war nun, diese für die Seele undurchdringlichen Partien durch eine gleiche Menge immaterieller Teile zu ersetzen, das heißt solcher, die unsere Seele sich anverwandeln kann. Was spielt es nun noch für eine Rolle, ob die Handlungen und Gefühle dieser Wesen einer ganz neuen Art uns als wahr erscheinen, da wir sie ja zu den unsern gemacht haben, da sie sich in uns selbst abspielen und, während wir fieberhaft die Seiten des Buches umblättern, die Schnelligkeit unserer Atemzüge und die Lebhaftigkeit unseres Blicks sich ganz nach ihnen regeln muß. Wenn uns aber der Verfasser erst einmal in diesen Zustand versetzt hat, in dem wie bei allen rein innerlichen Vorgängen jedes Gefühl verzehnfacht ist, und bei dem sein Buch uns nach Art eines Traumes bewegt, eines Traumes jedoch, der klarer ist als unsere Träume im Schlaf und auch in unserm Gedächtnis besser haften bleibt, so läßt er eine Stunde lang alles Glück und Leiden auf uns los, das es überhaupt gibt, und wovon wir im Leben selbst in Jahren nur einige Formen kennenlernen könnten; die stärksten aber würden sich uns niemals offenbaren, denn die Langsamkeit, mit der sie sich herausbilden, läßt uns den Blick dafür verlieren (so wandelt sich unser Herz im Leben, und das ist das schlimmste der Leiden; doch wir erleben es nur beim Lesen und in der Phantasie: in der Wirklichkeit vollzieht sich diese Wandlung wie bei gewissen Naturerscheinungen so langsam, daß wir zwar nacheinander jede der verschiedenen Phasen feststellen können, aber das Bewußtsein des Wandels selbst bleibt uns dennoch erspart).

    deutsch von Eva Rechel-Mertens

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