Augusteische Sentenzen (Flucht und Wiederkehr XIV)

Der Sommer, obschon laut Kalender in voller Blüte, ächzte bereits leicht verwelkt daher. Was, dachte sich der Wandel, könnte all den bunten Farben nun schmeicheln, da hoch ihre Zeit noch stünde?

Die leicht altkluge Stimme eines Mädchens, vielleicht 9 oder 10 Jahre alt, ertönt von der anderen Seite des Kühlregals. Sie will ihrer Mutter helfen, aus Tiefkühlpizzen im Angebot zu wählen.

Aber da ist mehr: sie prüft unbewusst, ob sie sich erwachsen verhalten kann und schießt dabei leicht über das Ziel hinaus, zudem sie – durchaus bewusst – die Aufmerksamkeit, die die Umgebung ihr daraufhin zuteil werden lässt miteinbezieht. Die Diskrepanz wirkt humoristisch und ernst zugleich, erinnert an die eigene Jugend – jene Phase, in der scheinbar alles besser gewusst und doch so vieles, was im Inneren vorging, zugleich verheimlicht wurde.

Oh Sommer, Wächter meiner Liebe, Strand meines Lebens, Mitte meines Fliehens. Holiday time.

Wage ich, In täglicher Leidenschaft ruhend, auf Gipfeln gereifter Ideen stolzierend, zu zweifeln?
Den Frühling, den Herbst und Winter gar missend? All die Schlachten, die Ungewissheit, das brennende Warten?

Spricht die bleierne Glocke der Angst zu mir, die im windstillen Sommertagsschlaf durch rotweingefärbte Träume dröhnt? Oder ist sie lediglich eine Konstante – wie all die Zeichen und Wunder, die zu mystifizieren wir uns aus Langweile oder Furcht angewöhnt haben?

Wahrhaft, obgleich sie erst im Winter erblüht sein wird: bereits jetzt streben die Sprosse dieser dunklen Blume himmelwärts.

Faron Bebt
schreibt Geschichten mit bunten Botschaften und einem hartem Kern. Immer etwas dogmatisch, aus der Zeit gefallen, verstörend verträumt - wie letzte, angemalte Großstadtbunker --Farbbeton.

9 Kommentare

  1. Und: Wer definiert altklug?
    Richtig: Die Erwachsenen. Als die, die der Kindheit entwachsen sind. Leider. Die Maßen sich an, das Verhalten von acht-,neun-,zehnjährigen Mädchen oder Jungen als altklug zu bezeichnen. D
    Dabei machen die Kids doch genau das, was bereits im Tierrreich funktioniert: nachahmen. Dass sie dabei ihre Umwelt vergessen bzw. diese an ihrem Tun teilhaben lassen, ist auch nicht verwunderlich. Schließlich nehmen wir alle seit langer Zeit an vielem ungewollt, aber nicht wollend, teil: Erst gestern informierte mich Dzeniffer, dass der nicht vorhandene Paskalle endlich seinen Schwabbelarsch zur Bushaltestelle bewegen solle. Und Stefan im Rollstuhl blafft seine nicht vorhandene Pflegerin an, sie möge endlich ihr WhatsApp in Ordnung bringen, er müsse dringend mit ihr was besprechen. Lautstark die beiden mit ihrem Brikett am Ohr.

    Haben Sie schon mal beobachtet, lieber Faron Bebt, was Kleinstkinder im Wagen so alles veranstalten. Sie halten ihre Fingerchen ans Ohr und sabbeln. Die schießen wohl über ihr Ziel hinaus. Altklug. Altklug?

  2. Adde, quod ingenuas didicisse fideliter artes emollit mores nec sinit esse feros!

    Edle Künste getreu zu erlernen macht sanft den Charakter und nimmt ihm die Wildheit!

  3. Lehrer: Man hat mit einer Radiokohlenstoffdatierung nachgewiesen, dass das Turiner Grabtuch auf die Zeit zwischen 1260 und 1390 n. Chr. datiert. Das ist sicher.
    Schüler: Also gab es einen zweiten Jesus.

  4. Wahrhaft ein Potpourri von Sinnlosigkeiten! Es bebt, Herr Bebt. Allerdings kein Erdbeben. Da drehen sich nur mächtig viele gerade in ihren Gräbern rum…

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