Ande (Flucht und Wiederkehr XVII)

„Am Anfang der meisten Projekte steht ihr Ende – denken, handeln, erfüllen.

Manche Projekte sind jedoch einer solchen Natur, dass ihr letztendliches Ziel, gar das Bewußtsein von ihrer Existenz, erst im Laufe ihres Wirkungsraumes erkennbar wird.

Am Ende der meisten Projekte steht ein neuer Anfang. Einige Projekte kennen kein Ende.
Und die Mehrzahl scheitert. Wenn ein Projekt wirklich erblüht, verändert es die Welt und ihre Zeit. Projekte können Dornen entwickeln, Schlüsseln gleichen oder Teleskoprüsseln.

In vieler Hinsicht sind Projekte wie Menschen, obschon Projekte, wie Platon argumentieren würde, sicher ganz gut auch ohne Menschen in ihren Spähren immanieren.
Projekte sind ewig – um jegliche Projekte zu bannen, bräuchte es ein noch umfangreicheres Projekt.“

Der Projektionist schaute von dem Textgebet auf und verließ die virtuelle Kapelle.

Heutzutage war es ehrlicher, als zu den Zeiten, als man noch der Illusion anhing, die Projekte dienten den Menschen und nicht umgekehrt. Als Götter, soziale Konstrukte, das Recht des Stärkeren noch bedeckten, was sich nach und nach gezeigt hatte: Projektion. Als vom Kapitalismus die Rede war und der Selbstausbeutung humaner Produktionsmittel. Nein, immer ging es um Projektionen bezüglich dessen, was für die Projekte getan werden muss, nicht gedurft oder ersollt.

Der Projektionist stellte sich vor, ganz still in seinen Gedanken zu werden und spürte noch, wie sich überall Projekte zusammenbrauten. Die drückende Pflicht zur Veränderung aller Welten zerbarst vorerst und sein Atem vertiefte sich.

Faron Bebt
schreibt Geschichten mit bunten Botschaften und einem hartem Kern. Immer etwas dogmatisch, aus der Zeit gefallen, verstörend verträumt - wie letzte, angemalte Großstadtbunker --Farbbeton.

10 Kommentare

  1. „Wenn aber das Bedürfnis zu wählen nicht von unten kam – welches Interesse hatten die Eliten daran? Zugespitzt lautet die Antwort: Wahlen standen sinnbildlich für den modernen Staat. Aber sie legitimierten nicht nur die Herrschaft in aufgeklärten Zeiten, sondern erleichterten zugleich den Zugriff des Staates auf jeden Bürger. Moderne Wahlen waren nie nur ein Herrschaftsmittel des Volkes, sondern immer auch ein Disziplinierungsinstrument der Herrschenden.“

    „Ausgeschlossen waren in den USA nicht nur Frauen und Jugendliche sowie zahlreiche Minderheiten wie Ureinwohner, Latinos, Sklaven und Juden.“

    „Wahlen mutierten zu einem Ritus weißer, wilder und junger Männlichkeit.“

    „Frauen durften als Staffage bei Wahlkampfumzügen dienen.“

    Hedwig Richter, „Moderne Wahler“

  2. Mal ne wissenschaftliche Frage: Sollten augen eigentlich von natur aus funktionieren? oder war bei der konstruktion die brille schon eingeplant?

  3. noch was anderes: sollten man zähne eigentlich zum kauen benutzen? oder sollte man sein essen lieber pürieren und die zähne für später schonen

  4. richtig richtig: manche projekte kennen kein ende. weil man einfach nicht weiß wie es geht und nicht zu potte kommt. da wird immer nur halbherzig rumprobiert und am ende stehen wir dann dumm da und müssen es ausbaden

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